Warum ist Kreislaufwirtschaft ein so relevantes Thema?
Ballweg: Kreislaufwirtschaft ist die Kernbedingung für Unternehmen, um in den 2030er-Jahren noch erfolgreich wirtschaften zu können. Das ist ähnlich wie bei der Digitalisierung, die fast überall in der DNA der Geschäftsmodelle angekommen ist. Die Ressourcenfrage wird immer kritischer, deshalb erwarte ich diese Entwicklung auch für die Kreislaufwirtschaft.
Über welche Dimensionen reden wir?
Ballweg: Kreislaufwirtschaft heißt, den Kundennutzen mit möglichst wenig Einsatz von Rohmaterial zu
erreichen. Zum einen gibt es die ökologischen Treiber.
Rohmaterial einzusetzen ist, wie fossile Energie zu verbrennen: Es geht um CO2 und Biodiversität. Hier wird die
Regulatorik strenger und die unternehmerische Verantwortung wächst.
Außerdem geht es um Resilienz. Wir sind beim Materialverbrauch in Europa abhängig von totalitär geführten Regimen im globalen Süden. Das ist auch aus der Risikomanagement-Perspektive nicht nachhaltig. Es braucht nicht viel, um globale Lieferketten zu stören – ob geschlossene Häfen in China während COVID oder Überschwemmungen: Im Schnitt lässt öfter als alle 1,4 Jahre eine Krise die Rohmaterialpreise massiv in die Höhe schießen.
Es geht also um die Frage: Was passiert, wenn Rohstoffe knapp und teuer werden. Zielt darauf auch der Green Deal der EU?
Ballweg: Knapp im Sinne von: in Europa knapp. Im Kern will das Gesamtpaket Green Deal die strategische Unabhängigkeit erreichen, sodass wir auch in einem Konfliktszenario mit China profitabel wirtschaften können. Aktuell kann China die europäische Wirtschaft jederzeit lahmlegen, denn es bündelt bei vielen Rohstoffen die kritischen Zwischenschritte der Wertschöpfung. Die EU treibt deshalb das Mining in Europa voran und verstärkt die Zusammenarbeit mit Drittstaaten. Dabei spielt Circular Economy eine große Rolle: Die wertvollen Rohstoffe, die wir schon in Europa haben, sollten möglichst komplett genutzt werden.