eeden
Das Start-up eeden aus Münster entwickelt eine skalierbare chemische Textilrecyclingtechnologie, die eine der größten Herausforderungen im Textilrecycling angeht: die effiziente Rückgewinnung von Zellulose und Polyester aus Baumwoll-Polyester-Mischungen. Mit den patentierten chemischen Prozessen von eeden werden Materialien zurückgewonnen, die bei der Herstellung von Kleidung nahtlos neue Materialien ersetzen sollen. „Wir skalieren eine Lösung für das globale Alttextilproblem, denn durch uns können aus Alttextilien wieder neue, hochwertige Textilien entstehen.“ Konkret ermöglicht das Verfahren, Zellulose aus Baumwolltextilien zu gewinnen. Zellulose dient als Ressource für neue Fasern wie Lyocell oder Viskose. „So können wir unseren Kunden ein nachhaltigeres Produkt anbieten, in höherer Qualität und Sortenreinheit, im Gegensatz zum mechanischen Recycling von heute“, sagt Steffen Gerlach, der das Unternehmen mit dem Textiltechnologen Reiner Mantsch gegründet hat. Das 15-köpfige Team behält dabei die volkswirtschaftliche Perspektive im Blick. „Bei der Abkehr von der Förderung immer größerer Mengen Erdöl, wachsender Weltbevölkerung und zunehmender Konkurrenz um Ackerflächen und Wasser führt kein Weg daran vorbei, Ressourcen im Kreislauf zu führen und Lösungen für Rohstoffsicherheit zu bieten“, erklärt Gerlach.
Recash
Was wäre, wenn die Rückgabe von ehemaligen Lieblingsstücken aus dem Kleiderschrank so einfach ginge
wie die Rückgabe einer Pfandflasche? Und garantiert mit
einem Rückkauf verbunden ist? Diese Idee verfolgt die
Plattform Recash. Das Ziel des Münchner Start-ups: den
sogenannten Recommerce so leicht machen wie den
populären E-Commerce. „Wir wollen die Primärrohstoffe
so lange wie möglich im Markt halten, das Leben von Produkten verlängern und erst so spät wie möglich ins Recycling starten“, erläutert Co-Gründer Taha Taskinsoy das
Konzept. Mit nur einem Klick können Kunden und Kundinnen ihre Ware über die Recash-App verkaufen. „Wir leiten
die Produkte an die richtigen Partner weiter, fungieren
als Schnittstelle und Enabler“, so Taskinsoy, der das
Rückkauf-Risiko damit gleich beim Einkauf reduzieren
will. Sowohl Marken als auch Partnershops können neue
Einnahmen generieren und ihre Nachhaltigkeitsziele erfüllen. Der Unternehmer will Begeisterung und Vertrauen
für den Zweitmarkt wecken. Dafür übernimmt Recash alle
technischen Aufgaben, integriert die Shops auf der Plat form und leitet die Waren zurück an die Hersteller. Wenn
Produkte nicht mehr zu gebrauchen sind, werden sie ins
Upcycling übergeben. Eine Vision des Start-ups: eine
Recash-Box, in der Kleider wie Pfandflaschen gesammelt
und vergütet werden.
LoopID
Auch das Münchner Start-up LoopID will die Lücken im Kreislauf schließen, zum Beispiel mit transparenten Informationen über die Historie von Kauf und Reparaturen. Das Herzstück von LoopID ist eine KI-gestützte Software- as-a-Service-Infrastruktur. Darüber können sogenannte digitale Zwillinge von physischen Produkten erstellt und verwaltet werden. „Diese entsprechen dem digitalen Produktpass in der kommenden EU-Verordnung“, erklärt Christian Adler, der das Unternehmen gemeinsam mit Alexis Gamboa aufgebaut hat.
Während neue Produkte hoch automatisiert vertrieben werden, ist z.B. die Rückgabe ein hoch manueller Prozess. „Deshalb sehen wir einen hohen Nutzen im digitalen Zwilling, um Echtheit und Zustand der Waren schneller zu prüfen. Und das mit neuesten Technologien statt mit gedruckten Labels oder Dokumenten“, so Adler, der mit den Lösungen von LoopID anderen Unternehmen Komplexität abnehmen und neue Erträge ermöglichen will. Denn: „Circular Economy kann nur erfolgreich sein, wenn die Kosten sinken und alles profitabel ist – und vor allem muss es Spaß machen“, so die Erfahrung des Gründers.
Über sogenannte Smart Contracts können digitale Produktpässe auch mit Hilfe der Blockchain weitergegeben werden. „Der digitale Produktpass wird die Art und Weise verändern, wie Kunden und alle Akteure rund um den Produktlebenszyklus mit physischen Produkten interagieren“, erwartet Adler. Das betrifft auch den Bereich Textil, etwa bei Sportschuhen oder hochwertiger Outdoor-Kleidung. „Transparente Informationen, verbesserte Wiederverkaufserfahrungen und vereinfachte Rücknahmeverfahren sind nur einige der neuen Erwartungen, die Kunden an nachhaltige Marken stellen werden“, erwartet Adler.
Dieser Artikel ist im Colab Quarterly mit Schwerpunkt Mode und Nachhaltigkeit erschienen.