Alexander Gutzmer: Herr Baumgärtner, Sie kommen gerade von der South by Southwest in Austin, einer Art Weltmesse der Creative Economy. Was waren Ihre Eindrücke?
Das ist ja ein wirklich spannendes Phänomen – eine Innovationsmesse in einem sehr konservativen Bundesstaat. Über ganze Straßenzüge sind die Veranstaltungen verteilt. Ein bisschen ähnelt die South by Southwest der IAA in unserer Innenstadt, mit dem Unterschied, dass die Präsenz im Stadtbild da drüben niemand kritisiert.
Gutzmer: Ist die Veranstaltung so einzigartig wie ihr Ruf?
Nicht immer. Klar, da gibt es alles, zu jedem Thema zeigen sich Start-ups mit einer kreativen Lösung. Aber die meisten Firmengründungen aus den USA kochen auch nur mit Wasser. Und unser Start-up Reverion, das sich dort präsentiert hat, kann allemal mithalten. Leider haben sie im Pitchwettbewerb nicht gewonnen.
Sabine Hansky: Warum nicht?
Die Präsentation des Gewinners war einfach stark. Wir Deutschen tun uns manchmal etwas schwer damit, Werbung für uns selbst zu machen. Auch München hat hier Nachholbedarf.
Hansky: Vielleicht wird die Stadt weltweit auch zu sehr mit dem Oktoberfest verbunden?
Da sehe ich keinen Widerspruch. Das Oktoberfest ist klar positiv konnotiert. Gemütlichkeit und Technologiezentrum schließt sich doch nicht aus. Es gehört sogar zusammen. Eines der größten Bierfeste der Welt findet im chinesischen Qingdao statt. Niemand würde sagen, dass Qingdao deshalb nicht technologisch innovativ ist.
Gutzmer: Qingdao ist auch ein wichtiges Forschungscluster – wie München in Deutschland.
Stimmt, in Sachen Forschung brauchen wir uns sicher
nicht zu verstecken. Gerade unsere Forschungsinstitute sind
hier zu nennen. Aber manchmal könnten diese noch etwas wirtschaftsnäher agieren. Mitunter stehen sich Max Planck oder
Fraunhofer selbst etwas im Weg.