Hackathon im MakerSpace Jugendliche gestalten die Stadtbibliothek der Zukunft
AktuellesDie neunstöckige Stadtbibliothek in Stuttgart oder die Bibliotheca Alexandrina in der ägyptischen Hafenstadt: Bibliotheken waren schon immer mehr als nur Orte der Geschichte und des Wissens. Sie eröffnen Räume für Begegnung, Austausch, Auseinandersetzung und Bildung. Sie fördern neue Formen gesellschaftlicher Beteiligung. Und oft sind sie auch architektonisch prägend für das Stadtbild. Wie müssen sich Bibliotheken in Zukunft anpassen, um für junge Menschen weiterhin attraktiv zu bleiben? Wie sieht die Stadtbibliothek der Zukunft aus?
Die Münchner Stadtbibliothek, das Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München, Mintech Engineering und der MakerSpace
von UnternehmerTUM haben ein innovatives Workshop-Konzept entwickelt, um gemeinsam mit 20 Schülerinnen und Schülern aus München Antworten auf diese Fragen zu finden – und um erste Prototypen im Munich Urban Colab zu entwickeln.
Von Bastelkleber zu 3D-Drucker: Schülerinnen und Schüler entwickeln neue Lösungen
Im Munich Urban Colab arbeiten seit 2021 etablierte Unternehmen, Start-ups, Wissenschaft, Wirtschaft und die Stadtverwaltung gemeinsam an Lösungen für urbane Herausforderungen. Wie sichern wir mit Innovationen die urbane Energie? Was unternehmen wir gegen die Wohnungsknappheit? Wie kann gelungene Stadtplanung und Architektur einen wesentlichen Einfluss auf unsere Gesundheit haben? An diesen Themen können und sollen auch alle Münchner Bürgerinnen und Bürger aktiv mitwirken. Die Stadtgesellschaft ins Munich Urban Colab zu holen und deren Beiträge für innovative Lösungen zu fördern, das ist ein zentrales Ziel der Landeshauptstadt München. Im Juli 2024 war es eine Schulklasse aus dem Stadtbezirk Au-Haidhausen, die ihre Ideen für die Stadt der Zukunft einbringen konnte.
Bereits 2023 fand unter Leitung der Münchner Stadtbibliothek mit der 8. Schulklasse der Mittelschule an der Hochstraße eine Zukunftswoche statt, in der die Schülerinnen und Schüler die Chance bekamen, am Thema „Bibliothek der Zukunft“ zu arbeiten. Durch die finanzielle und personelle Unterstützung des Munich City Lab-Teams des Referats für Arbeit und Wirtschaft konnte die gleiche Schulklasse erneut begeistert werden, an einer Projektwoche in der High-Tech Prototypenwerkstatt MakerSpace im Munich Urban Colab teilzunehmen. Dieses Mal in fortgeschrittener Variante: Anstatt kreative Ideen mit Bastelkleber und Schere umzusetzen, ging es jetzt an Lasercutter und 3D-Drucker, um ihre Visionen zum Leben zu erwecken.
Die Schulklasse tauchte mit Unterstützung von Mintech Engineering in die Welt des Design Thinking ein. Kreativ denken, Ideen generieren und Probleme auf innovative Weise lösen: Die Gruppen entwickelten zunächst Ideen auf Papier, diskutierten ihre Fragen mit den Verantwortlichen der Münchner Stadtbibliothek und setzten innerhalb von nur einer Woche funktionierende physische Prototypen in der 1.200 Quadratmeter großen Werkstatt um. Von einer multifunktionalen Couch bis zum lautlosen Basketball-Spielfeld: Entstanden sind Lösungen, um die Stadtbibliothek attraktiver zu machen und einen Ort der Begegnung zu schaffen, den die Jugendlichen auch in Zukunft in ihrer Freizeit aufsuchen. In den Kategorien Think (beste Idee), Pitch (bester Vortrag inklusive Video), Make (bester Prototyp) und Impact (größte Wirkung) wurden die Prototypen von einer Jury im Motorama der Stadtbibliothek ausgezeichnet.
Die Ergebnisse des Hackathons sind für die Münchner Stadtbibliothek enorm wertvoll. Schließlich leben mehr als 270.000 Kinder und Jugendliche in München (Stand: 31.12.2024), viele von ihnen sind Nutzerinnen und Nutzer der Stadtbibliotheken. Ihre Wünsche und Vorstellungen zu kennen, ist entscheidend für die Gestaltung zukünftiger Angebote. Was passiert nun mit den Ideen? Die Prototypen wurden nach dem Abschlussevent für einige Tage in der Stadtbibliothek für die breite Öffentlichkeit ausgestellt. Die Idee des lautlosen Basketball-Spielfelds fand, vor allem unter Sport- und Gesundheitsaspekten, großen Anklang und soll nun weiterverfolgt und umgesetzt werden.
Die Fachkräfte von morgen: Warum der Hackathon viel mehr als nur eine Projektwoche war
Im Rahmen des Hackathons bauen die Schülerinnen und Schüler nicht nur ihre Fähigkeiten in den Bereichen Teamarbeit, Kommunikation, Kreativität, Selbstorganisation und Präsentation aus, sie haben im MakerSpace auf 1.200 Quadratmetern auch Zugang zu Werkzeugen, Maschinen und neuen Technologien. Hier können sie erste Kenntnisse und Fähigkeiten in MINT-typischen Berufen erwerben. Das ist auch dringend nötig. Denn: Junge Menschen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, das wollen viele. Doch sie wirklich ins Tun zu bringen, das bleibt oft ein Rätsel. Aus diesem Grund war auch die Klaus Tschira Stiftung finanziell am Hackathon beteiligt, die genau dieses Problem im MakerSpace angeht. Im Laufe des Jahres will die Stiftung ein MINT-Jugendprogramm aufbauen, das rund 200 Jugendlichen die Chance auf eine praxisorientierte Qualifizierung ermöglichen soll. „Uns ist der nachhaltige Vernetzungsgedanke enorm wichtig“, so Alev Dreger, Förderreferentin für Bildung der Klaus Tschira Stiftung. „Der MakerSpace könnte als außerschulischer Bildungsort einen wichtigen Impuls liefern, um dem Mangel an Nachwuchskräften frühzeitig und grundständig entgegenzuwirken.“
Tamy Saurer, Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München, ergänzt: „Wir möchten weiterhin Schulklassen dabei unterstützen, im MakerSpace des Munich Urban Colab in einem kreativen und innovativen Umfeld zu arbeiten und außerhalb des Schulalltags eine Woche an praktischen Projekten zu arbeiten.“